Als im Jahr 2000 Peter Rak den Job als Hockeykoordinator antrat, hatte er bereits einiges an Erfahrung in der Hockeywelt gesammelt. Nun nach 25 Jahren beim RTHC übergibt er seinen Posten an Sebastian Bieding.
Im Interview erzählt Peter seine Geschichte und was er sich für den RTHC in Zukunft wünscht:
Ein Vierteljahrhundert im Dienst des Leverkusener Hockeysports: Nach knapp 25 Jahren Amtszeit verlässt Peter Rak zum 31. Oktober 2025 den RTHC. Im Gespräch mit Jakob Thalmann erzählt er von seiner Leidenschaft für den Hockeysport, von der Rolle der Nachwuchsförderung und blickt auch in die Zukunft.
Peter, lass uns doch mal ganz von vorne beginnen: Woher rührt Deine Begeisterung für den Hockeysport?
Peter: Ich war schon Riesen-Hockeyfan, als das deutsche Team 1972 in München die Goldmedaille holte. Während meines Diplomsport-Studiums an der Deutschen Sporthochschule Köln merkte ich dann, dass Hockey mir unfassbare Freude bereitet. Für mich stand fest: Hockey wird mich mein Leben lang begleiten.
In der Spoho hat Dir ein nicht nur in der Hockeyszene sehr bekannter Mann „Starthilfe“ gegeben.
Das stimmt! Ich hatte hier erste Kontakte mit Wolfgang Hillmann (Dozent Spoho), unter anderem einem erfahrenden Bundesligatrainer, der später Präsident des Deutschen Hockeybundes wurde. Er hat mich bei meiner Berufswahl auf den Weg gebracht, hat mir ganz klar gesagt: „Hockey ist Dein Ding!“ Und er sollte recht behalten.
Wo hast du Deine ersten Erfahrungen als Trainer gesammelt?
Während der Studienzeit trainierte ich den SC Horrem-Buchenhöhe, dann für eine Saison den Düsseldorfer HC. Es folgten langjährige Trainertätigkeiten beim Wiesbadener THC, beim Bonner THV und schließlich beim RTHC Bayer Leverkusen.
Der Reihe nach: Wann hattest Du das Gefühl, in der Hockeyszene angekommen zu sein?
Das war in Wiesbaden; dort durfte ich von 1990 Bis 1995 mit der unfassbar tollen Rosie Blöcher zusammenarbeiten. Sie war dort als Jugendleiterin tätig, später wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Von ihr durfte ich sehr viel lernen. Zum Beispiel, dass das Vereinsleben nicht „nur“ auf der heimischen Anlage gepflegt werden kann. Wir veranstalteten Reisen unter anderem nach Prag, in die Normandie und zum Skifahren.
Zudem konnte ich hier meine ersten sportlichen Erfolge verbuchen, holte einige Jugendtitel. Meine erste Feldsaison wurde noch auf einem Asche-Platz ausgetragen. Es brauchte aber nicht lange, um gegen Rüsselsheim keine Angst mehr zu haben. Der WTHC war eine echte Talentschmiede.
Apropos Talent: Du hast Dich auch damals schon in besonderer Weise um den Nachwuchs gekümmert.
Ja, ich war zu der Zeit auch als Grundschul-Lehrer tätig. Im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“ durfte ich meine WTHC-Hockey-Mädchen des Diltey-Gymnasiums dann nach Berlin zum Bundesfinale begleiten. In Berlin konnten wir den Titel als Bundessieger nach Wiesbaden mitnehmen.
Diese erfolgreiche Verbindung von Schule und Verein hast Du dann auch beim Bonner THV fortgesetzt.
Genau! Ich wechselte 1995 nach Bonn, wurde hauptamtlicher Jugendtrainer und führte meine B-Mädels (wU12) Team zur Westdeutschen Meisterschaft – der einzigen, die der BTHV je geholt hat.
Zu dieser Zeit begann ich ein Zusatzstudium als Trainer für Rehabilitation und Prävention durch Sport. Ich führte beim Verein für Behindertensport (VfB) eine neu gegründete Rollstuhl-Hockey-Gruppe – zum Teil mit Schwerstbehinderten – ein.
Auch eröffnete ich auf der Bonner Anlage meinen ersten Hockeyladen. Damals nannte ich ihn „Matchball“; auch jetzt gibt es ihn noch, allerdings unter anderem Namen unter der Leitung von Paddy von Danwitz.
Das hört sich nach einer turbulenten Lebensphase an …
Es war eine wunderbare Zeit! BTHV-Geschäftsführer Kay Milner hatte mich in den Verein geholt und stets mit Rat und Tat begleitet – das macht er auch heute noch!
Aber nur noch aus der Ferne, denn es folgte ein Wechsel …
1999 führte mich der weitere Weg zum RTHC Bayer Leverkusen. In der Anfangszeit war es meine Aufgabe, die Verbindung des Vereins zu den Schulen zu pflegen. So führte ich unter anderem die Grundschul-Meisterschaft ein – und das mit Riesenerfolg. Nach ein paar Jahren Pause wurde sie in diesem Jahr erstmals unter der Leitung von Sebastian Bieding durchgeführt. Es war schön, Teil des Orga-Teams sein zu dürfen und mitzuerleben, wie mein „Baby“ wieder zum Leben erweckt wird.
Wie ging es dann in Leverkusen weiter?
Anfang 2000 wechselte RTHC-Hockeykoordinator Jürgen Brüggemann zur Sportstiftung NRW. Ich übernahm seine Position und setzte mich sofort für eine bessere Verzahnung von Schule, Verein und Schiedsrichterwesen ein. Zum Beispiel konzipierte ich spezielle Hockey-Lehrstunden an Grundschulen mit dem Ziel, eine Grundschul-Meisterschaft auf die Beine zu stellen. Schließlich wurde die Arbeit unseres Vereins von der Dresdner Bank mit dem „Grünen Band“ für vorbildliche Jugendarbeit und 5.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet.
Um das Schiedsrichterwesen beim RTHC zu forcieren, konnte ich Ben Göntgen gewinnen, um mit ihm unsere Schiri-Wesen auf ein neues Niveau zu bringen und fest beim RTHC zu implementieren. Ben ist ein internationaler Spitzenschiedsrichter, wurde sogar zum besten Hockey-Schiedsrichter der Welt gekürt. Mit seiner Hilfe bildeten wir während der Landesmeisterschaft unsere Schiedsrichter aus, die wir dann zum Bundesentscheid nach Berlin schickten. Das hat es bis dahin nicht gegeben. Ben kümmert sich bis heute intensiv um unser Schiedsrichter-Wesen!
Zu der Zeit war ich auch als Schulhockey-Referent beim Westdeutschen Hockeyverband tätig. In dieser Funktion habe ich Lehrer-Fortbildungen geleitet und den WHV in Berlin bei JTFO vertreten. Eine nicht unerhebliche Sache konnten wir mit dem WHV im Schulsport verhindern: den obligatorischen Mundschutz im Hockey-Schulsport! Grundsätzlich ist dieser sehr wichtig, aber praktisch wäre der Hockey-Sport in Grundschulen zum Erliegen gekommen!
Deine Trainertätigkeiten ruhten in Leverkusen?
Nein, als Jugendtrainer führte ich mehr als zehn Jahre lang unsere Knaben C (mU10) – und die waren sieben Saisons lang kaum zu schlagen. Wir wurden mindestens sieben Mal in Folge Rheinbezirksmeister. Mit der WJB U16 erreichte ich die Zwischenrunde zur Deutschen Meisterschaft. Aber letztendlich wurden die Tätigkeiten als Hockeykoordinator so umfangreich, dass eine Trainertätigkeit nicht mehr möglich war.
Welche Aufgaben hat denn ein Hockeykoordinator?
Meine Aufgaben reichten unter anderem von Trainergewinnung, Abstimmung von Trainings-Konzepten, Turnier-ORGA und Belegungs-Terminen jeglicher Art bis zum Einsatz als Bundesliga-Vertreter in der Deutschen Hockey-Liga und in den Verbänden WHV und Rheinbezirk.
Vor rund 15 Jahren nahm ich meine Lehrtätigkeit an der GGS Fontane wieder auf; so konnte ich die Verbindung zwischen Schule und Verein enorm stärken. Eine Maßnahme zur Mitgliedergewinnung, die wunderbar funktioniert – auch dank der Kooperation mit der Schulleiterin Judith Braun. An ihrer Schule waren wir Vorreiter, entwickelten mit Silke Fried eine besondere Form des Kinderbewegungsabzeichens (Kibaz). Der RTHC wurde daraufhin 2016 vom Westdeutschen Hockeyverband mit dem WHV-Club-Award für den innovativsten WHV-Verein im Bereich „Kinder- und Jugendsport“ ausgezeichnet.
Als Hockeykoordinator hattest du auch ein Herz für die Spitzenmannschaften des RTHC.
Natürlich! Es ist toll, dass unsere Damen dank Spitzenleistungen seit Jahren in der 2. Bundesliga im oberen Drittel spielen. Das wünsche ich auch unseren Herren – zumindest sollten sie jetzt den Aufstieg in die Feld-Regionalliga und die Rückkehr in die 2. Bundesliga Halle schaffen. Diese Teams sind und bleiben Vorbilder für unseren Nachwuchs.
Doch jetzt geht Deine Amtszeit langsam dem Ende entgegen. Gibt es Projekte, die Du gerne weitergeführt hättest?
Ganz wichtig ist und bleibt die ständige Kooperation mit den Schulen. Ein regelmäßiger Austausch ist hier enorm wichtig. Es müssen Sportangebote für die 1. und 2. Klassen auf die Beine gestellt werden. Dies ist aber nur mit hauptamtlichen Kräften zu realisieren. Für den RTHC wären das vier bis fünf ausgebildete Sportpädagogen/Trainern – die müssten erst einmal gefunden und dann auch entsprechend bezahlt werden. Aber hier muss ein Verein in die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen investieren; sie sind unsere Zukunft!
Einen Herzenswunsch habe ich mir leider nicht erfüllen können – die Einrichtung eines RTHC-Hockey-Team für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung. Das hätte ich gerne in Kooperation mit den Behinderten-Werkstätten auf die Beine gestellt.
Was hat Dich dazu bewogen, dem RTHC fast 25 Jahre lang treu zu bleiben?
Dies war vor allem die Zusammenarbeit mit besonders tollen Trainern. Mit Andreas Höppner habe ich mich anfangs weiterentwickeln dürfen. Ganz besondere Wegbegleiter waren auch Jens Lüninghöhner, Dieter Ledwig, Norbert Zimmermann, Silke und Volker Fried. Menschen, die mich toll begleitet haben und die ich begleiten durfte!
Wirst Du Dich jetzt vom Hockeysport komplett verabschieden?
Ich bleibe Sportlehrer in der Fontane-Grundschule. In dieser Funktion werde ich dort den Hockeysport in der Schule fördern und Basti Bieding, meinem Nachfolger beim RTHC, unterstützen. Ich freue mich darauf, bei den Hockey-Schulmeisterschaften mit meinem Team der Fontane-Schule dabei sein zu dürfen.
Und da sind wir schon bei Deinem Nachfolger.
Das wird Bastian Bieding sein. Basti ist A-Trainer, RTHC-Gewächs, prima vernetzt und kennt sich im Verein und den Schulen bestens aus.
Ganz herzlich möchte ich mich auch für eine tolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit bei Gabi Haase, Julia Langen, Anke Holterbosch, Rajmund Dawid, Richard Kuroczik, Sascha Wiesmann und dir, Jakob, bedanken!
Das hört sich sehr gut an. Dann pflegen wir weiterhin unsere guten Kontakte und freuen uns, dass Du der Förderung des Hockeysports erhalten bleibst. Du bist beim RTHC stets willkommen!