1. Rudern
  2. Sicherheitskonzept

Sicherheitskonzept

Liebes Mitglied,

um Deinen Schutz auf Gewässern zu gewährleisten, bitten wir Dich, unsere Anlagen sorgfältig zu lesen und anschließend über den untenstehenden Button unser Sicherheitskonzept zu bestätigen.

Sicherheitskonzept

Mit dem Rudersport verbinden sich diverse Risiken, die mit Gewässern typischerweise
verbunden sind. Je nach Ruderrevier sind weitere spezifische Risiken wie
Schiffsverkehr, Strömung, Wellengang zu berücksichtigen. Hinzu kommen jahreszeitlich
bedingte Aspekte, wobei vornehmlich die kalte Wassertemperatur im Winter zu nennen
ist. Die Pflicht des Vereins ist es, den Ruderern diese Risiken bewusst zu machen und sie
zu veranlassen, sich entsprechend zu verhalten. Hierzu dient die Ruderordnung, mit der
sich jeder Ruderer vertraut machen muss. Die Ruderordnung muss jedoch von Zeit zu
Zeit unter Berücksichtigung gewonnener Erfahrungen und Erkenntnisse
weiterentwickelt werden. Das betrifft zum Beispiel die Frage, wie man im Falle eines
Unfalles auf dem Wasser seine Rettungschancen optimieren kann. Als geeignete Mittel
setzen sich hierbei zunehmend das Tragen einer Rettungsweste sowie die Unsinkbarkeit
der Boote durch.


Der Abteilungsvorstand Rudern hat deshalb das folgende Sicherheitskonzept
beschlossen (Stand April 2018):

1. Das Tragen eines technisch zugelassenen, adäquaten Rettungshilfsmittels (z.B.
Rettungsweste) ist beim Rudern auf dem Rhein in der kalten Jahreszeit (1. November bis
31. März) für alle Ruderer Pflicht. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren gilt diese
Verpflichtung ganzjährig. Erwachsenen Ruderern wird das Tragen eines
Rettungshilfsmittels auch im Sommerhalbjahr empfohlen.
2. Neu eintretende Mitglieder erhalten ein Informationsblatt mit Hintergrund-Material,
mit dem über die Risiken und Schutzmaßnahmen informiert wird. Sie müssen mit ihrer
Unterschrift bestätigen, dass sie die Information zur Kenntnis genommen und
verstanden haben. Andernfalls besteht für diese Mitglieder im Winter Ruderverbot. Bei
Kindern und Jugendlichen (einschließlich solchen, die aktuell schon Mitglied sind)
erfolgt die Information auch gegenüber den Erziehungsberechtigten, die ebenfalls – wie
auch das Kind / der Jugendliche selbst – unterschreiben müssen. Zu diesem Zweck wird
im Herbst ein Info-Abend mit den Eltern angeboten werden.
3. Obleute haben die volle und alleinige Verantwortung im Boot und haben deshalb das
Recht zu bestimmen, dass sie nur Ruderer mit Rettungsweste mitnehmen (was im
Voraus bekannt zu machen ist) – ebenso wie sie natürlich auch das Recht und die Pflicht
haben, nicht ruderfähige Kameraden nicht mitzunehmen. Sie entscheiden auch je nach
Wetterlage über die Verwendung einer Bootsabdeckung (bei Tagesfahrten sollten
soweit vorhanden generell Bootsabdeckungen verwendet werden).
4. Mit unerfahrenen Gastruderern (z.B. am Tag der Offenen Tür) wird nur in Ufernähe
(ohne Überquerung) gefahren. Die Gastruderer müssen schwimmen können und eine
Rettungsweste tragen.
5. Alle Boote sollen schwimmfähig gemacht, also bei Bedarf mit Schwimmkörpern
ausgerüstet werden.
6. Bei auflaufendem Hochwasser (Treibholzgefahr) dürfen bestimmte Boote nicht
verwendet werden. Aktuell sind das die Werra, Ems und Kratos. Bei Bedarf wird die
Liste aktualisiert.
7. In Fühlingen ist der Trainer dafür verantwortlich, im Trainingsbetrieb sicherzustellen,
dass insbesondere in der kalten Jahreszeit im Falle einer Kenterung sofort Hilfe zur
Verfügung steht. Ihm obliegt ferner die Entscheidung darüber, ob ein Ruderer über die
ausreichende Sicherheit verfügt, um im Winter im Skiff ohne Rettungsweste rudern zu
können.


Leverkusen, im April 2018
Abteilungsvorstand Ruder

Aufsatz Kaltes Wasser – Wie du deine Überlebenschance vergrößerst

Einleitung
Es ist klar, aber es muss gesagt werden – der wichtigste Rat ist: Wenn immer es möglich ist,
Bleibe in deinem Boot! Das verlangt Vorausschau:

• Versichere dich, dass dein Boot voll schwimmfähig und in Ordnung ist.
• Kenne und beherrsche die örtlich gültigen Regeln zur Vermeidung von Kollisionen und die
Navigationsregeln
• Stelle sicher, dass du im Dunkeln passende Beleuchtung hast und trage weiße oder
retroreflektierende Kleidung
• Prüfe den neuesten Wetterbericht und den Zustand des Wassers vor der Abfahrt – und
fahre nicht raus, wenn die Bedingungen ungünstig sind oder werden, während du auf dem
Wasser bist.
Wenn du all dies getan hast, kannst du glücklich das Beste hoffen... stelle aber sicher, dass du
dich auch auf das Schlimmste vorbereitest. Merke: Wenn du erst einmal im kalten Wasser drin
bist, ist dein Leben in Gefahr.
Es gibt vieles, was du zur Vergrößerung deiner Überlebenschancen tun kannst. Aber zuerst
musst du akzeptieren, dass es auch dir wirklich passieren kann – es wird nicht immer jemand
anderes sein.


Hintergrund
• Aber ich kann doch schwimmen, reicht das nicht?
Augenscheinlich hilft es, wenn man schwimmen kann – wenigstens wegen des psychologischen
Antriebes, den es gibt, wenn du dich im Wasser wiederfindest. Aber genau so viele Schwimmer
wie Nichtschwimmer ertrinken in Situationen, in denen Schwimmen möglich ist.
(z.B. . UK Home Office 1981 http://www.homeoffice.gov.uk/rds/pdfs2/hosb1880.pdf ).
Viele ertrinken auch in nächster Nähe zum rettenden Ufer. Im Vereinigten Königreich (UK) im
Jahre 1977 geschahen 55% der Ertrinkensfälle in offenem Wasser weniger als 3 m und 42%
weniger als 2 m von der Sicherheit entfernt (UK Home Office). Zwischen 1991 und 2001 waren
in Kanada 41% derjenigen, die bei einer Bootstour ertrunken sind, nicht mehr als 10 m vom Ufer
entfernt. Und 22% waren nur 10-15 m vom Ufer entfernt. (Quelle: Canadian Safe Boating
Council / Smart risk survey)
Deine Fähigkeit, in warmem Wasser zu schwimmen und dich über Wasser zu halten, sagt
nichts über deine Schwimmfähigkeit in kaltem Wasser.
Warum ist das so? Abgesehen von dem Einfluss von Wellen und Strömung wird deine Fähigkeit
zu schwimmen oder dich über Wasser zu halten von mehreren Dingen beeinflusst, z.B. von dem
Zustand, in dem du dich vor dem Eintauchen befindest, vom ‚trockenen Ertrinken‘, vom
Kälteschock, vom Fehlschlagen deiner Schwimmbemühungen (Schwimmstörung), und von
Unterkühlung. Diese können bis zu einem gewissen Grade beeinflusst oder gelindert werden –
verschaffe dir das Wissen dazu und sei vorbereitet.


• Wie kalt ist kalt?
Wassertemperaturen unter 26,5 °C haben einen negativen Einfluss auf die Überlebenschancen.
Binnengewässer sind allgemein kälter als das Meer.
Die Temperaturen der meisten Binnengewässer in Deutschland übersteigen nur selten die 15°C
Marke, meist liegen die Temperaturen deutlich niedriger.
Die lebensbedrohliche Kälteschockreaktion beginnt bei Wassertemperaturen unter 25 °C und
hat ein Maximum zwischen 10 und 15 °C.
“Überlebensvorhersage-Kurven”, welche eine ungefähre Überlebenszeit abhängig von der
Wassertemperatur zeigen, sind nur begrenzt brauchbar. Sie gehen von bestimmten
Auskühlungsraten des Rumpfes aus. Allerdings können lokale Unterkühlungseffekte bereits
fatale Folgen haben, noch bevor die Rumpftemperatur in lebensbedrohliche Bereiche sinkt.
Zum Beispiel sind die Funktionen der Hände bereits bei Wassertemperaturen unter 15°C stark
eingeschränkt, was sich erschwerend auf die Selbstrettung auswirkt.
Die FISA rät zu speziellen Vorsichtsmaßnahmen, z.B. dem Tragen einer Rettungsweste, wenn
die Wassertemperatur 10 °C oder weniger ist. Siehe FISA-Richtlinien für Minimale
Sicherheitsstandards, dort die Kaltwasser-Richtlinien auf S. 5
http://dps.twiihosting.net/fisa/doc/content/doc_7_648.pdf


Wie soll ich mich körperlich und geistig aufs Überleben vorbereiten?
1) Steig‘ nicht ein, wenn du nicht 100% gesund bist
Es ist dir vielleicht bewusst, dass du nicht gut rudern kannst, wenn du krank oder müde bist, oder
du unter dem Einfluss von Alkohol oder „Erholungs“-Drogen stehst. Das heißt auch, dass es
wahrscheinlicher ist, dass du in Schwierigkeiten kommst und du weniger fähig bist, damit
umzugehen, wenn ‚es‘ passiert.
Alkohol zum Beispiel beeinflusst nachteilig das Urteilsvermögen, die Fähigkeit, Entscheidungen
zu treffen, die Reaktionsgeschwindigkeit, die körperlichen Fähigkeiten und die Wahrnehmung
der Umgebung. Er prädisponiert dich auch für eine Unterkühlung.
Hunger und Austrocknen sind ebenfalls Feinde von klaren Gedanken und körperlicher
Leistungsfähigkeit.
Gib dir selbst also die besten Chancen. – Gehe nicht Rudern, wenn du von irgendeiner dieser
Bedingungen betroffen bist. Denke dran: Wenn du nicht gut funktionierst, dann könntest du
auch deine Kameraden in Gefahr bringen. Wasser ist eine gefährliche Umgebung. Du brauchst
alle deine Sinne für dich, wenn etwas falsch läuft.


2) Schätze realistisch ein, was du kannst
„Wie schwierig kann das schon sein? Wenn ich kentere, werde ich mein Boot aufrichten und
wieder einsteigen – oder ans Ufer schwimmen. Wenn mein Boot sinkt, werde ich mich daran
festhalten bis ich gerettet bin. Wenn ich dicht am Ufer bin, werde ich einfach dahin schwimmen
– ein paar Meter schaffe ich. Es sind immer die Anderen, die in Schwierigkeiten geraten.“
Es ist nur menschlich, diese Gedanken zu haben. Aber in kaltem Wasser sind diese Manöver
viel schwieriger, als du dir das vorstellst.
Ein Beispiel: Du hast vielleicht in einem warmen Schwimmbad Kenterübungen gemacht, aber
Kentern in einem kalten Fluss oder See ist komplett anders. In der Kälte beschleunigt die
Anstrengung beim Aufrichten des Bootes die Unterkühlung und reduziert maßgeblich deine
Überlebenszeit. Wenn du das Boot aufgerichtet hast, wirst du durch eingeschränkte Greifkraft
und Gliedersteifigkeit Schwierigkeiten haben, ins Boot zu klettern. Es könnte besser sein, wenn
du dich auf das gekenterte Boot ziehst, um einen möglichst großen Teil deines Rumpfes aus
dem Wasser zu bekommen und dann auf Hilfe zu warten.
Lerne die Grundprinzipen in den fünf „Gefahren“-Abschnitten (s.u.), damit du in jeder
gegebenen Situation abschätzen kannst, wie du am besten handeln solltest.


3) Übungstechniken
Wenn du noch nie probiert hast, in deiner Ruderkleidung zu schwimmen, hast du noch nicht
erfasst, wie sehr das anders ist. Wenn du nicht weißt, was dich erwartet, triffst du falsche
Entscheidungen darüber, was du tun sollst, wenn du unerwarteterweise im Wasser liegst.
Mache Kenterübungen. Nutze die Möglichkeit, um zu üben, dich am Boot festzuhalten, damit du
weißt, wie es sich anfühlt. Denke dran, ein schwimmfähiger Einer bietet viel mehr Auftrieb als
ein nicht schwimmfähiger Achter, der vollgeschlagen gerade unter der Wasseroberfläche treibt.
Übe auch, dich aufs Boot zu ziehen um deinen Rumpf soweit als möglich aus dem Wasser zu
bekommen.
Übe, aus dem Wasser auf den Beckenrand bzw. aufs Ufer zu kommen.


4) Trage die richtige Ausrüstung/Bekleidung
Das Problem beim Rudern ist, dass man warm wird und Bewegungsfreiheit braucht. Deswegen
muss die Ausrüstung ein Kompromiss sein, der einerseits im Boot bequem ist und andererseits
vor Wärmeverlust im Wasser schützt.
Die ideale Bekleidung gibt es noch nicht, aber hier sind ein paar Hinweise:
• Mehrere Schichten leichter Bekleidung helfen, eine Schicht Wasser (und vielleicht auch
etwas Luft) einzufangen, um den Wärmeverlust zu reduzieren.
• Eine Schicht atmungsaktiven, aber wasserdichten Stoffes ist viel effizienter für das
Einfangen einer Schicht von Luft und Wasser.
• 50% des Wärmeverlustes findet über den Kopf statt. Eine wasserdichte Mütze, die man aus
dem Kragen eines Kleidungsstückes mit einer Hand herausziehen kann, wäre nützlich.
Wenn die Mütze hell ist und reflektiert, würde sie eventuellen Rettern helfen, dich im Wasser
zu finden.
• Die Kleidung soll dicht anliegen um das Risiko zu verringern, dass du dich im Boot
verhedderst. Eng anliegende Kleidung verringert auch den Widerstand, wenn du dich im
Wasser fortbewegen musst.
• Mehrere Quellen schreiben, dass wollene Kleidung guten Kälteschutz bietet.
Das Tragen einer Rettungsweste vergrößert eindeutig die Überlebenschancen, ist aber keine
Garantie. Idealerweise sollte man so ein Hilfsmittel immer tragen. Einige schlagen vor, man
solle Rettungs- oder Schwimmwesten im Boot oder im Trainerboot haben oder man solle sie
verpackt hinten auf der Hüfte tragen – aber diese Varianten sind alle mangelhaft. Es ist sehr
mühsam, eine Rettungs- oder Schwimmweste anzulegen, oder sie auch nur mit kalten,
gefühllosen Händen in Position zu ziehen, besonders, wenn du vom Kälteschock betroffen bist.
Das Tragen einer Rettungsweste hilft auf zwei Arten zum Überleben:
• Sie hilft, dein Gesicht aus dem Wasser zu halten um Wasserschlucken zu vermeiden –
dennoch musst du in welligem Wasser daran denken, deinen Rücken zu den Wellen zu
drehen.
• Sie ermöglicht dir, stillzuhalten und eine Körperhaltung einzunehmen, die den Wärmeverlust
vermindert. Ohne Rettungsweste bist du gezwungen, Wasser zu treten oder zu schwimmen
um dich über Wasser zu halten, wodurch sich deine Überlebenszeit halbiert.


5) Plane deine eigene Rettung
Nimm dir einen Moment Zeit vor jeder Ausfahrt um zu durchdenken, wie du gerettet werden
oder dich selbst retten könntest, wenn du in diesem Moment ins Wasser fällst, aus diesem Boot,
mit diesen Leuten und an diesem Ort. Wenn du schon ein geistiges Bild davon hast, was zu tun
wäre, wenn es passiert, dann wirst du dich nach einem kurzen Panikmoment schnell sicherer
fühlen – und das ist wesentlich um deine Überlebenschance zu vergrößern.
Das ist ähnlich einer persönlichen „Risikoabschätzung“. Frage dich zum Beispiel, ob dieses
Boot vollständig schwimmfähig und gut in Ordnung ist. Gibt es ein Trainerboot als Begleitung?
Ist der Rest der Mannschaft sicherheitsbewusst? Wird jemand da sein um, wenn nötig, Hilfe
herbeizurufen? Wie sehen die Ufer aus – kannst du da rausklettern? Ist es einfach zu kalt, um
es an diesem Ort zu riskieren? Wenn du allein fährst (nicht empfohlen), weiß dann jemand, dass
du auf dem Wasser bist und wann man dich zurückerwarten soll?


Die Gefahren des Eintauchens in kaltes Wasser – und wie man damit umgeht
1) Trockenes Ertrinken (Möglich ab dem Moment des Eintauchens)
a) Was ist das?
Unglücklicherweise reagiert der Körper manchmal (in bis zu einem Fünftel aller Fälle) anders
als bei einem Kälteschock (weiter unten beschrieben). Es kann einen plötzlichen Reflex geben
bei dem der Luftweg durch einen Muskelspasmus geschlossen wird. Kein Wasser kann dann in
die Lunge eindringen, aber Luft ebenso wenig.
Man geht davon aus, dass dies ein automatischer Schockreflex ist, der ausgelöst wird, wenn
kaltes Wasser in die Nase oder den Rachen eindringt. Es kann in dem Moment eintreten, in
dem du auf das Wasser auftriffst.
b) Wie kann ich es vermeiden?
Trockenes Ertrinken ist wahrscheinlicher, wenn du mit den Füßen voran ins Wasser fällst,
wodurch Wasser in die Nase aufwärts eindringen kann. Es ist auch wahrscheinlicher, wenn du
verkrampft und geistig unvorbereitet bist, d.h. wenn du es nicht erwartet hast, nass zu werden.
Natürlich ist jeder Unfall unerwartet (obwohl meist vermeidbar), aber wenn du nicht gerade ins
Wasser geworfen wirst (z.B. durch das Fangen eines Krebses), hast du üblicherweise einige
Sekunden Vorwarnung, dass du reinfallen wirst. Nutze den Augenblick um geistig die Kontrolle
zu übernehmen – du weißt, was zu tun ist, um die Überlebenschancen zu verbessern.
Hole tief Luft, wenn möglich, und halte dir die Nase zu, halte deinen Mund geschlossen und
lasse dich langsam ins Wasser rollen anstelle mit den Füßen zuerst hineinzugehen. Vermeide,
ins kalte Wasser zu springen.
Wenn du erst im Wasser bist, achte darauf, dein Gesicht aus dem Wasser und deinen Rücken
gegen die Wellen zu halten, wie in dem Abschnitt über den Kälteschock beschrieben. Damit
vermeidest du, dass Spritzwasser in Nase und Rachen kommt.

2) Kälteschock (größtes Risiko bei 1 – 5 Minuten nach dem Eintauchen)
a) Was ist das?
Kälteschock ist eine erhöhte respiratorische Reaktion auf das Eintauchen in kaltes Wasser.
Zuerst gibt es einen unfreiwilligen Atemzug, welchem Hyperventilation (schnelles und
ungeordnetes Atmen) folgt. Das wird üblicherweise von einem gewissen Grad an
Orientierungslosigkeit begleitet, so dass du für wenige Augenblicke nicht sicher sein kannst, wo
es nach oben geht, wo du dich relativ zum Boot befindest, wo das Ufer ist etc.
Die Stärke der Effekte des Kälteschocks steigt mit sinkender Wassertemperatur, wobei das
Maximum zwischen 10 und 15 °C liegt. Die Fähigkeit, den Atem anzuhalten, sinkt proportional
mit der Wassertemperatur.
Der Kälteschock dauert ungefähr ein bis drei Minuten.
b) Wie werde ich damit fertig?
Konzentriere dich während der ersten, äußerst kritischen Minuten darauf, nicht zu ertrinken! Es
mag sich allzu simpel anhören, aber wenn du die Kälteschockreaktion erwartest und du
Bescheid weißt, geht der Schock schnell vorbei. Dann hast du eine bessere Chance ihn zu
überleben.
Wenn der erste unfreiwillige Atemzug stattfindet und dein Gesicht noch unter Wasser ist,
bekommst du Wasser anstelle von Luft in die Lunge. Wenn du in kabbeligem Wasser bist, deine
Atmung unkontrolliert ist und du dich schlecht orientiert fühlst, dann könntest du Schwierigkeiten
haben, das Atmen mit den Lücken zwischen den Wellen zu koordinieren.
Um NICHT zu ertrinken, musst du dich darauf konzentrieren, dein Gesicht aus dem Wasser zu
halten. Drehe deinen Rücken zu den Wellen um Einatmen von Spritzwasser zu vermeiden und
versuche dein Äußerstes um deine Atmung in den Griff zu bekommen. Erinnere dich daran, es
wird bald vorbei gehen.
Nachdem sich deine Atmung beruhigt hat, und du dich wieder orientieren kannst, wirst du Zeit
haben, die Situation einzuschätzen und zu entscheiden, was du am besten für deine Rettung
tun kannst.


3) Schwimmstörung (Risiko steigt mit der Zeit, die du dich im Wasser befindest)
a) Was ist das?
Deine Fähigkeit zu schwimmen ist in kaltem Wasser reduziert. Je kälter das Wasser ist, desto
mehr verschlechtert sich dein Schwimmen. Dieser Effekt tritt ein, lange bevor eine signifikante
Abkühlung des Rumpfes stattfindet. Deswegen ist es keine Folge einer Unterkühlung des
Rumpfes.
Die Schwimmstöße werden kürzer und schneller – wodurch die Schwimmstöße weniger und
weniger effektiv, dafür aber anstrengender, werden. Der Schwimmwinkel wird größer, d.h. dein
Körper hängt aufrechter im Wasser. Damit wird die mit jedem Schwimmstoß erreichte
Vorwärtsbewegung kleiner. Es wird schwieriger und schwieriger, die Glieder zu strecken und
die Schwimmbewegungen zu koordinieren. Die Finger spreizen sich und beginnen, sich zu
beugen.
Man nimmt an, dass diese Effekte Folge der lokalen Abkühlung der Muskeln in den Gliedern
sind.
Tragen einer Rettungsweste verhindert nicht das Entstehen von Schwimmstörungen.
b) Wie kann ich es vermeiden?
Unglücklicherweise ist die einzige Antwort: Vermeide das Schwimmen in kaltem Wasser so weit
du irgend kannst.
Unterschiedliche Menschen werden von Schwimmstörungen in unterschiedlichem Ausmaß
betroffen. Einige werden sehr schnell angegriffen und andere sind in der Lage, ordentliche
Strecken zu schwimmen, bevor der Effekt eintritt. In einem Experiment schien der
entscheidende Faktor die Dicke der Haut am Oberarm zu sein. Je mehr die Muskeln isoliert
sind, desto wärmer und leistungsfähiger bleiben sie.
Rettung durch Schwimmen sollte nur der letzte Ausweg sein.


4) Unterkühlung (Häufigste Todesursache ab 30 Minuten aufwärts)
Unterkühlung ist als Rumpftemperatur unter 35 °C definiert (normale Rumpftemperatur ist 37
°C)
Der Körper verliert Wärme im Wasser 25 – 30mal schneller als an der Luft.
Das Ausmaß des Wärmeverlustes hängt von verschiedenen Faktoren ab:
• Temperaturunterschied – wie viel dein Körper wärmer ist verglichen mit dem Wasser
• Isolierung durch die Kleidung
• Dicke des Körperfettes – eingebaute Isolierung.
• Verhältnis Körpermasse zu Oberfläche – je massiger du bist, desto besser hält sich die
Wärme.
• Ausmaß der Wasserbewegung – jedes bisschen an der Haut erwärmtes Wasser wird
dauernd durch kälteres Wasser ersetzt.
• Körperliche Anstrengung – Bewegung zieht warmes Blut aus dem Rumpf in die Muskeln der
Extremitäten, wo der Wärmeverlust größer ist. Wassertreten oder Schwimmen vergrößert
den Wärmeverlust ungefähr um 40%.
• Körperhaltung im Wasser – einige Körperteile verlieren Wärme schneller als andere, z.B.
der Kopf (50% des Wärmeverlustes), Hals, Achseln, Brust und Leistengegend.
• Körperliche Fitness
• Ernährung vor dem Eintauchen
Die vorhersehbare Überlebenszeit für einen voll angezogenen, eine Schwimmweste tragenden
Erwachsenen bei 5°C ist ungefähr eine Stunde und zwei Stunden bei 10 °C. Ein dünner
Jugendlicher ohne Schwimmweste wird viel eher umkommen.
Viele Menschen, die durch Eintauchen in kaltes Wasser sterben, sterben jedoch nicht durch
Unterkühlung des Rumpfes. Viele sterben bevor dies vollständig eintreten konnte.
Wenn die Rumpftemperatur sinkt, treten die ersten sichtbaren Effekte am Gehirn ein. Das Opfer
wird verwirrt, ist unfähig sich an Dinge zu erinnern, wird schläfrig und schließlich bewusstlos.
Zuerst wird der Herzschlag langsamer, aber dann wird der Herzmuskel empfindlich und es
können gefährliche Rhythmusstörungen auftreten. Weniger Sauerstoff erreicht die
Körpergewebe. Die Urinproduktion steigt und führt zu einem Verlust an Blutvolumen und einer
Verdickung des Blutes. Der die Luftwege schützende Hustenreflex wird verschlimmert, so dass
eine vergrößerte Gefahr entsteht, Wasser in die Lungen zu bekommen.
Das Opfer kann auch noch an Unterkühlung sterben, nachdem es bereits aus dem Wasser
gerettet wurde. Die Todesraten in diesem Stadium schwanken zwischen 20 und 80%, je nach
Alter, Fitness, Grad der Unterkühlung und der Qualität der medizinischen Behandlung
Bevor eine Unterkühlung des Rumpfes einsetzt, gibt es bereits Effekte lokaler Abkühlung der
Glieder, mit denen man zu kämpfen hat. Dies reduziert die Greifkraft und die Handfertigkeit und
es reduziert die Fähigkeit, mit den Fingern zu fühlen. Der Effekt kann sehr bald nach dem
Eintauchen auftreten und kann zum Überleben notwendige Handlungen, wie das Festhalten am
Boot, stark beeinträchtigen.
c) Wie kann ich das Risiko verringern?
Wenn du dich vom Kälteschock erholt hast und dich orientieren kannst, besteht die höchste
Priorität darin, so schnell wie möglich so viel deines Körpers wie nur irgend möglich aus dem
Wasser zu bekommen und dann deinen Kopf zu bedecken, der 50% des Wärmeverlust des
Körpers ausmacht.
Du könntest dich auf dein (möglicherweise umgedrehtes) Boot oder jedes andere geeignete,
nahe Objekt im Wasser ziehen. Wenn das nicht möglich ist, dann halte dich an irgendwas fest,
was schwimmt und dir etwas Unterstützung geben kann. Das wird üblicherweise das Boot sein,
wenn es nicht vollständig versunken oder vom Strom weggetragen ist.
Wenn du nicht aus dem Wasser rauskommst, dann ist die nächste Prioritätsstufe, im Wasser so
bewegungslos wie möglich zu bleiben und deinen Rücken zu den Wellen zu kehren, um das
Einatmen von Wasser zu vermeiden.
Wenn du eine Rettungsweste trägst, bist du eventuell in der Lage eine Position zur
Verringerung des Wärmeverlustes anzunehmen, im Grunde die Position eines Fötus. Kreuze
deine Arme über deine Brust, halte die Ellbogen nahe an deinen Seiten und ziehe dann die
Knie zur Brust hoch. Das gibt zusätzlichen Schutz für die Körperstellen mit höherem
Wärmeverlust, z. B. die Achseln, die Leistengegend und die Brust.
Wenn mehrere Leute im Wasser sind, die alle Rettungswesten tragen, dann kann man durch
Zusammendrängen Seite an Seite in einem Kreis weitere Körperwärme bewahren. Der
Verwundbarste, d.i. der Kleinste und Dünnste kann in die Mitte des Kreises genommen werden,
damit er von der Körperwärme der ihn Umgebenden profitiert.
Wenn du keine Rettungsweste trägst, hast du keine Wahl als Wasser zu treten während du dich
am Boot oder an anderem gerade verfügbarem festhältst. Das verringert die Überlebenszeit
markant um bis zu 50%.
Jetzt wirst du eine Bestandsaufnahme machen und entscheiden müssen, wie weiter. Deine
Entscheidung wird auf mehreren Faktoren gegründet sein, z.B. darauf, ob und wann mögliche
Hilfe durch andere kommt, auf die Nähe zum Ufer, wie einfach es ist, aus dem Wasser aufs
Ufer zu kommen, ob du in der Lage warst, dich auf das Boot oder ein anderes Objekt zu ziehen
und darauf, ob irgendwelche Gefahren in der Nähe sind, z.B. ein Wehr oder ein ungeschützter
Überlauf.
Du musst jede unnötige Bewegung vermeiden. Verschwende beispielsweise keine Energie
darauf, zu versuchen, das Boot aufzurichten, wenn du in der Lage bist, einfach auf das
umgedrehte Boot zu klettern. Denke daran, unter Kältebedingungen wird die Anstrengung
immens sein, kostbare Energie verbrauchen und den Wärmeverlust des Körpers vorantreiben.
Wenn du Erfolg hattest, musst du noch genug Energie übrig haben, um in das Boot
zurück klettern zu können. Zu dem Zeitpunkt werden aber deine Hände, Arme und Beine
gefühllos, steif und voller Schmerzen sein.
Die Entscheidung zur Selbstrettung durch Schwimmen muss der letzte Ausweg sein, weil sie am
wenigsten Aussicht auf Erfolg hat.
Denke daran:
• Ziehe dich aus dem Wasser soweit du irgend kannst oder halte dich an irgendetwas fest.
• Kehre deinen Rücken gegen die Wellen.
• Bedecke deinen Kopf.
• Bleibe so bewegungslos wie möglich.
• Nimm dir Zeit, den besten Weg zur Rettung auszudenken.


5) Kollaps nach der Rettung (Gefahr bei oder kurz nach der Rettung)
a) Was ist das?
Unterkühlung erzeugt eine tiefgreifende Unterbrechung der normalen Körperfunktion und dies
kehrt nicht in dem Moment zum Normalzustand zurück, in dem das Opfer aus dem kalten
Wasser gerettet ist.
Die Hämodynamik des Körpers ist geschädigt und es kann ein Flüssigkeitsverlust stattgefunden
haben. Wenn ein Opfer für irgendeinen Zeitraum im Wasser war, kann es einen Kreislaufkollaps
in dem Moment geben, wenn es aus dem Wasser geholt wird.
Das Herz wird sehr anfällig für Rhythmusstörungen (Arhythmie). Sogar passive Bewegung kann
eine fatale Arhythmie herbeiführen.
Unangebrachte Erwärmung kann in der Öffnung der Blutgefäße in den Extremitäten resultieren
und damit das wärmere Blut vom Rumpf wegziehen, dafür aber das kältere, stockende Blut aus
den Extremitäten in den Körper zurück bringen. Dies wird einen weiteren Abfall der
Körpertemperatur erzeugen, was sich als fatal herausstellen kann.

b) Wie können wir die Gefahr verringern?
Ein Opfer, welches für irgendeine Zeit im Wasser war, sollte in horizontaler Position aus dem
Wasser gehoben werden um einen Kreislaufkollaps zu vermeiden.
Das Opfer soll mit äußerster Vorsicht behandelt werden, um das Auftreten einer Herzarhythmie
zu vermeiden. Das Opfer soll so bewegungslos wie möglich gehalten werden.
Vermeide weiteren Wärmeverlust durch Bedecken mit Isolierdecken (oder improvisiere mit was
auch immer verfügbar ist) und bringe das Opfer sorgsam in eine warme Umgebung.
Sofortiger Transport ins Krankenhaus ist lebensnotwendig, weil die Behandlung einer
Unterkühlung kompliziert ist.
Opfer, die schlottern, aber bei Sinnen sind und keine anderen Anzeichen von Unterkühlung
zeigen, sollten von der nassen Kleidung befreit, trocken eingepackt und in eine warme
Umgebung gebracht werden. Sie sollen Bewegung vermeiden, bis sie völlig wiederhergestellt
sind.
Alle anderen Opfer sollen hingelegt werden, bewegungslos gehalten und eingepackt werden
während man den Transport ins Krankenhaus zu einer vollständigen Untersuchung erwartet.


Nützliche Webseiten und Referenzen
Transport Canada : Document TP 13822E. Survival in Cold Waters
http://www.tc.gc.ca/marinesafety/TP/Tp13822/menu.htm
United States Search and Rescue Task Force. Cold Water Survival
http://www.ussartf.org/cold_water_survival.htm
Washington State Parks and Recreational Commission Boating Programs. Hypothermia and
Cold Water Survival
http://www.boatwashington.org/hypothermia.htm

 

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Sicherheitskonzept.pdf (331,3 KiB)

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